Einen Kunsthistoriker zu fragen, was für ihn das Wort Bild bedeutet, ist eine trickreiche Sache. Ein Bild ist unser bester Freund, unser begnadeter Feind, es ist das Medium, das uns schlaflose Nächte bereitet und uns morgens aus dem Bett treibt, unseren Wissenshunger nährt, unsere Sinne betört und unser Dasein bestimmt.
Es ist unser schlimmster Albtraum, wenn einem Stunden vor einem Vortrag:
a) das Licht ausgeht
b) das Netz streikt
c) der Rechner seinen Geist aufgibt (mit einem pompösen Kra-Vum und mit viel Gestank)
Es ist ein Medium, das uns kreativ werden lässt, wenn man sich bei seiner wissenschaftlichen Arbeit auf Bilder verlassen muss und im Endeffekt nicht anders kann und uns somit einen *tausend-dreihundert-drei-und-dreißig* kreative Wege lehrt, wie man eine Präsentation bebildert wenn Fall a) b) c) und d) – welches für alle anderen Katastrophen steht – eintreten sollte und man morgens bei Dämmerung, auf dem Weg zum Vortrag noch hastig nach einem anderen Bild sucht, im eiskalten Auto sitzt, da einem eingefallen ist, dass man ein besseres Bilderbeispiel hätte nehmen sollen und es einem sonst für die nächsten Stunden verfolgt.
Ein Bild ist eine Inspiration, ein exklusives Kopf-Kino, ein treuer Begleiter, ein Objekt der Begierde, ein Sammlerstück, ein Ausdruck des Künstlers, ein Outlet der Gefühle, die einen prägen und inspirieren.
Ein Bild ist der Anfang und das Ende eines wunderbaren „Bild – reichen” Studiums, eines von vielen denen man im Laufe seiner Studienjahre begegnet. Es ist das verschmitzte Lächeln im Gesicht, wenn man es sofort auf einem Prüfungsbogen erkennt, es ist Leid, wenn es einem auf den Abgrund zwischen Genügend und Nichtgenügend führt.
Viele Male der letzte Zeuge verschollener Meisterstücke, der Zeuge von Zerstörung und der letzten Hoffnung.
Ein Bild, eines von vielen, unser treuer Begleiter, ein Bestandteil von unendlichen Weiten, das Freude, Leid, Hoffnung, Schönheit, Anmut, Talent, Expertisen, Analysen, Streit- und Eckpunkte nicht nur in der Kunstgeschichte in sich vereint.
Zwar stoßen wir erst beim vierten Wort – Bild- zum Projekt *.txt dazu, doch umso freudiger, da es für uns eine besondere Bedeutung hat. Der Rest wird folgen …