Das von Franz Wojda und Werner Rodlauer im Verlag für moderne Kunst herausgegebene Buch „Das Sammeln zeitgenössischer Kunst“ möchte ein Ratgeber für Sammler_innen sein, die sich „mithilfe von Handlungsanleitungen, Erfahrungsberichten und Tipps in der […] Kunstwirtschaft bewegen wollen“.
„Kunstwerke zu kaufen ist sicherlich eine der schönsten Arten sich mit Kunst auseinanderzusetzen. Die Gefühle, die mit einem Erwerb, auch schon mit dem Entdecken eines Kunstwerks verbunden sind, gehören zu den aufwühlendsten Momenten im Leben von Kunstsammlern.“
Werner Rodlauer
Über das Buch
Auf 216 Seiten versammelten die Herausgeber unterschiedlichste Autor_innen, die sich folgenden Themenblöcken widmeten:
Modellansatz der Kunstwirtschaft
Das Kunstwerk
Der Kunstmarkt und dessen Akteure
Die Kunstsammler und die Sicht der Künstler
Der Sammlungsprozess, die Sammlung und deren Präsentation und Verwaltung
Rechtliche Aspekte des Sammelns
Qualitative und quantitative Entwicklung des Kunstmarktes
So manches hat man in anderen Büchern schon gelesen, darf aber in einem Ratgeber natürlich nicht fehlen oder vernachlässigt werden.
Besonders lesenswert sind die Kapitel des Herausgebers und Kunstsammlers Franz Wojda, der in diesen gekonnt seine jahrzehntelange Erfahrungen mit dem Kunstsammeln einfließen lässt und diese mit seinen wissenschaftlichen Theorien verknüpft. Dies ist vor allem bei dem spannenden Kapitel über die Arten von Sammlern und Sammlerprofile zu bemerken, in dem er 7 Typen an Kunstsammler_innen vorstellt, diese anhand von sechs Merkmalen beschrieben, in deren Fadenkreuz sich diese bewegen:
Sammlungsziele (diese können ideeller, materieller oder sozialer Natur sein)
Formalisierungsgrad (darunter wird das Einhalten vorgebener Regeln und eine Systematik beim Sammeln verstanden)
Risikobereitschaft (hinsichtlich Entwicklungspotential des/r Künstler_in und deren Marktentwicklung)
Qualitätsbewusstsein
Präsentation der Sammlung
Jährliches Sammlungsbudget
In einem weiteren Kapitel zeigt Franz Wojda die Sicht der Künstler_innen zu ihren Sammler_innen und dem Sammeln auf – dazu wurden Künstler_innen wie Erwin Bohatsch, Katharina Grosse, Brigitte Kowanz, Eva Schlegel oder Heimo Zobernig befragt. Ein interessanter, spannender Blick auf die „andere Seite“, wo sich auch unterschiedlichste Bandbreiten aufzeigten.
Das 5. Kapitel ist für (angehende) Sammler_innen besonders von Interesse – Wojda erarbeitete dazu ein Vorgehensmodell sowie eine Aufstellung der Sammlungsziele, wobei er auch hier seine langjährigen Erfahrungen als Sammler einbringt und gekonnt mit dem praktischen Vorgehen des Sammelns verknüpft, besonders gut gefiel uns hier die Berücksichtigung der Rolle von Sammlerpaaren.
Der digtialen Sammlungsverwaltung widmet Harald Krämer ein eigenes Kapitel, wonach die Object ID – Kriterien die Mindestanforderungen darstellen. Kunstrankings werden von Michael Huber, näher und kritisch unter die Lupe genommen. Doris Leutgeb geht auf die „Sammler als Leihgeber“ näher ein.
Das 6. Kapitel ist den rechtlichen Aspekten des Sammeln gewimdet und bietet einen ersten, kurzen Einblick in die Materie des Kunstrechts. Im 7. Kapitel zeigen Picanti di Torcello / Pettersen neben einem kurzem Überblick über den globalen Kunstmarkt, die Online-Entwicklung des Kunstmarktes auf.
Weiters ist darauf hinzuweisen, dass auf www.artmagazine.cc ein Sammlerforum eingerichtet wurde, in dem über aktuelle Themen berichtet, aber auch ein Dialog ermöglicht werden soll.
Fazit
Durch die Vielzahl der unterschiedlichen Autor_innen ist beim Lesen allerdings ein unterschiedliches Niveau hinsichtlich der Ausführung so manches Beitrages zu bemerken. Dies mag der gebotenen Kürze der Beiträge geschuldet sein, generell vermissten wir mancherorts Fußnoten sowie weiterführende Literaturhinweise zwecks weiterer Auseinandersetzung und Vertiefung mit der Materie, sowie um den Gedankenverlauf der Autoren besser nachvollziehen zu können, aber auch um den Anspruch eines Ratgebers gerecht zu werden.
Was die Vielzahl an großartigen Kunst- und Kultur-Blogger_innen und Online-Kunstzeitschriften sicherlich schmerzt ist, die Tatsache, dass diese bei der Kunstvermittlung nicht Erwähnung gefunden haben, obwohl sich in diese, abseits von Kunstzeitschriften und Journalisten, in jüngerer Vergangenheit sich sehr eingebracht und verdient gemacht haben.
Facts
- Titel: Das Sammeln zeitgenössischer Kunst
- Herausgeber: Franz Wojda/Werner Rodlauer
- Seiten: 216
- Verlag für Moderne Kunst
- Preis: A/D ca. € 25,-
- Buchpräsentation am 20.11. um 17.30 h im Dorotheum – Link
Wir danken dem Verlag für Moderne Kunst für die Übersendung eines Rezensionsexemplares ! Diese Rezension erscheint im Rahmen des #artbookfriday, ins Leben gerufen von Museumlifestyle.